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Zur Situation der Rabenkrähe

- eine Meinung von Horst Pfaff

In letzter Zeit ist der Ruf nach Dezimierung (Verkleinerung, Ausrottung) des Krähenvogelbestandes immer lauter geworden. Aufgebrachte  Vogelschützer schrieben Leserbriefe, man sollte nicht in den Bestand eingreifen, andere wiederum behaupteten, es sei dringend notwendig.
Da jede(r) etwas anderes dazu sagt, haben wir bei erfahrenen Vogelkundlern nach einer Stellungnahme gefragt, wofür wir uns an dieser Stelle recht herzlich bedanken.

Zur Problematik der Krähenvögel
Über die Situation der Krähenvögel ist in den letzten Jahren in den Zeitungen, Fachzeitschriften und anderen Medien viel und teilweise emotional berichtet worden.
Tatsache ist folgendes: Die Krähenvögel (insbesondere Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher) gehörten früher zu den nicht geschützten Vogelarten. Seit den neuen EU-Vogelschutz- Richtlinien (seit über 10 Jahren) sind diese in allen europäischen Ländern geschützt. Während dieser Zeit haben sich besonders Rabenkrähe und Elster -weniger der Eichelhäher- stark vermehrt. Ähnlich wie zum Beispiel auch Kormoran und Graureiher. Zunächst war eine deutliche Zunahme nur bei der Elster zu beobachten. Eine Bestandsaufnahme im Jahre 1990 ergab für Dorf- und Feldgemarkung Krofdorf-Gleiberg einen Bestand von 25 Brutpaaren, davon zwei innerhalb des Ortsbereiches. Inzwischen ist auch bei der Rabenkrähe eine starke Populationszunahme festzustellen.
So liegt eine Untersuchung von Prof. Dr. Berck aus den Jahren 1986 bis 1988 über den Brutvogelbestand im Naturschutzgebiet "Holzwäldchen" und der südlich anschließenden Kropbachaue (39 ha) vor. In diesem Bereich betrug der Brutvogelbestand der Rabenkrähe 0 Paare. Eine von mir im selben Areal durchgeführte Bestandserhebung im Jahre 1995 ergab 5 Brutpaare, während zugleich der Bestand der zuvor häufigsten Brutvogelart, der Wacholderdrossel, deutlich zurück ging. Gleichzeitig ist festzustellen, daß die Elster der Rabenkrähe in der Feldgemarkung ausweicht und nun mehr in die Hausgärten dringt. Ich selbst konnte schon mehrmals beobachten, daß die Rabenkrähen die Elsternester plündern (sowohl Eier als auch Jungvögel). Da, wo noch Elsternester in der Feldgemarkung vorhanden sind, findet man sie -entgegen der früheren Gepflogenheit- vermehrt in den niedrigeren Hecken unter Meidung der hohen Bäume. In den Hausgärten fühlt die Elster sich etwas sicherer und baut ihr Nest vorwiegend in den hohen Fichten, die dort in den letzten Jahrzehnten vermehrt angepflanzt wurden. Da plündert sie dann im Umkreis von etwa zweihundert Metern alle erreichbaren Vogelnester. Selbst ein Kleiber, der in einem Niststein in einer Gebäudewand brütete war nicht sicher. Täglich inspizierte die Elster das Flugloch, als die Jungen größer waren und sich am Flugloch zeigten, zog sie sie heraus und verfütterte diese an ihre eigenen Jungen.
Im letzten Jahr baute eine Amsel in meinem Garten fünf Mal hintereinander ein neues Nest. Die ersten vier wurden jeweils als Gelege von der Elster ausgeraubt, bei der letzten Brut wurden die Jungen etwa zehn Tage alt, bis es auch um sie geschehen war. Ähnlich erging es Gimpel, Buchfink und Hänfling allein in meinem Garten. Nun solte man nicht aus naturschützerischer Sicht nicht jeder Amsel nachtrauern, die auf diese Art dezimiert wird, aber es zeigt doch, wie gründlich und systematisch die Kleinvogelwelt im Umkreis eines Elsternestes kurz gehalten wird. Auch der katastrophale Rückgang der Türkentaube ist mit Einschränkungen darauf zurückzuführen.
Draußen im Feld sind es besonders die Wiesenvögel und andere bodenbrütende Arten (Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche, etc.), die von der Rabenkrähe stark dezimiert werden. Scheinbar bietet die Wettenberger Gemarkung einschließlich Lahntal ein besonders günstiges Biotop. So konnte ich im Bereich Untere Kropbachaue -innerhalb der Gemarkung Krofdorf-Gleiberg- bis Anfang Mai 1996 mehrmals eine Krähen-Schlafgesellschaft von ca. 180 Exemplaren feststellen, darunter etwa die Hälfte Dohlen (brütet im alten Burggemäuer des Gleibergs und neuerdings auch in den Mästen und Traversen des Umspannwerkes).
Soll man nun regulierend enigreifen? Ich meine ja! Insbesonders bei Rabenkrähe und Elster. Dabei ist das Vergiften mit präparierten Eiern -wie es früher allgemein üblich war- abzulehnen. Auch das Ausschießen der Nester ist mit Vorsicht zu handhaben, da viele der alten Nester vom Turmfalken und der Waldohreule nachgenutzt werden. Bleibt der direkte Abschuß ("Krähenhütte") oder Lebendfang mit großen Fallen? Die am wenigsten makabere Lösung wäre eine Art "Antibabypille", die die Eier unfruchtbar macht, beziehungsweise eine Brut ganz verhindert, um so die Bestände auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Aber diese Art der Dezimierung ist wohl zur Zeit noch nicht ausgereift.
Außerdem müßten diese beiden Arten als "jagbares Wild" eingestuft werden, wozu die Länder Ausnahmegenehmigungen erteilen können (in Hessen noch nicht erfolgt).
Keinesfalls sollen diese schlauen und stattlichen Vögel aus unserem Landschaftsbild verschwinden, aber die Populationen sich in einer naturverträglichen Größe bewegen.

Horst Pfaff (Ortsbeauftragter für Vogelschutz)
im Namen des Vorstandes des Bund für Vogelschutz Krofdorf-Gleiberg /  GreenTime 4/96

 

   
   
Version 3 - Sommer 2007

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