Kuh-Geschichten

 
 

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Nr. 16 vom 3. Juli 2003: Ohrmarken und "Fußnägelschneiden"

 

Hallo Leute...
Laura hat sich das Ausbrechen ziemlich schnell abgewöhnt, nachdem sie nicht mehr so viel Angst vor den anderen Tieren hatte, am Freitag war sie kaum noch draußen. 
Lotte humpelt derzeit ein wenig weil ihr Euter so voll ist da Laura scheinbar nur an einer Seite trinkt, und die vollere Seite ist vom Bein etwas wundgescheuert. Der Vorbesitzer meinte aber das wäre bei jedem Kälbchen so gewesen und sehe schlimmer aus als es ist und bald vorbei. 
Unterdessen ist es immer wieder Ärger mit dem „Preisschild“ eines Rindes. Jedes Vieh muß ja zwei Ohrmarken tragen, auf der die dem Tier zugeordnete Nummer zu sehen ist – sozusagen der Fingerabdruck mit der eindeutigen Identifizierung eines Rindes. Zu der Nummer gibt einen Rinderpass, also eine „Personalausweis“. Dieser Kram dient dazu, den Lebenslauf von so einem Tier (wegen BSE und so) genau zurückverfolgen zu können. Man kann theoretisch von einem beliebigen Stück Fleisch vom Metzger oder Supermarkt auf den Geburtsbetrieb des Tieres und seine Abstammung schließen (Lustig: Im Rinder-Lebenslauf wir die erste Anmeldung – die Geburt – als „korrekte Entstehung“ bezeichnet). Um den Weg aufzuzeichnen ist also jeder Rinderhalter verpflichtet Veränderungen im Bestand (Geburten, Ab- und Zugänge zu/von anderen Betrieben oder zu/von weiter entfernt gelegenen Weiden) innerhalb von 7 Tagen per Postkarte oder Internet an den HVL zu melden. Dazu hat jeder Halter eine sogenannte HIT-Nummer für seinen Betrieb und für jeden Weidestandort, der mehr als soundsoviele Kilometer vom Hof entfernt ist. Mit dem ausgeliehenen Bullen geht’s schon los: Astrid hat auf die Anmeldung von Ivo auf ihrem Betrieb eine Fehlermeldung bekommen, dass der Bulle ja eigentlich gar nicht bei uns sein dürfte, weil er noch auf einem anderen Betrieb gemeldet sei. Zweiter Fall: Auf der Weide kann jeder 5 größere Kälber neben Laura rumlaufen sehen. Eine davon ist Opatja, die bald mit ihrer Mutter in die Lahnaue soll – aber wenn sich bis dahin nichts tut, kann man das Tier nicht für die Lahnaue anmelden, weil es nicht existiert.... Uns liegt kein Rinderpass für die kleine vor, also weiß man beim HVL wohl auch nichts von der Existenz dieses Rindes obwohl ordnungsgemäß gemeldet. Der Witz ist ja wirklich, dass man eins auf die Mütze bekommt, wenn man was nicht meldet oder zu spät meldet oder was auch immer und es eben vom Amt bemerkt wird. Aber das Amt sagt selbst, dass das Postkartensystem nicht gut funktioniert und fabriziert so einen Durcheinander. Wer gibt dem Amt eins auf die Mütze?
Nächste Geschichte: Bei Klara und Frieda mussten ja schon seit längerem unbedingt die Klauen geschnitten werden, was aber aus verschiedenen Gründen zeitweilig nicht geklappt hat. Praktischerweise haben wir das am letzten Mittwoch aber gemacht, so dass wir die vier Ochsenfest-Kandidaten bei der Gelegenheit auch nachsehen und gleich in den Stall verfrachten konnten. Auf der Koppel gibt es noch einen kleinen Teil, der mit einem Holzzaun abgegrenzt ist. Da haben Astrid und viele Helfer („wir“) die ganze Herde erst mal reingesteckt, um sie zu sortieren. Als erstes sollte mal der Bulle gegriffen werden, was aber nicht so einfach ging. Denn in dem Holzverschlag stand noch hohes Gras (im Gegensatz zum Rest der Koppel) und alle Tiere waren munter am kauen. Auch Ivo, und der ließ sich nicht mal mit Brot dazu bringen, den Kopf zu heben, damit man seinen Ring greifen kann. Als den Kerl erst mal in den Treibwagen gesteckt, Frieda lief auch mit rein, was an sich gut so war. Aber Ondra kam hinterher und hat sie auf die Hörner genommen. Astrid ist mit einem riesen Geschrei dazwischen gegangen (Respekt!!) und dann konnte Frieda verschreckt wieder raus. Dann ging’s mit Bulle und Ondra zum Klauenstand. Wie jetzt aber erst mal dieses 16 Zentner-schwere Tier da raus kriegen? Er wusste genau, dass Mathes ein Seil durch seinen Nasenring ziehen wollte und ließ sich nicht greifen. Astrid hat ihn dann mit Hafer angelockt und den Ring mit der Hand festgehalten als er die Nase in der Schüssel hatte. Prima! Ivos Klauen geschnitten und ab in den Stall, Ondra wieder auf die Koppel. Dann haben  wir Klara und Frieda rausgesammelt und der Schmied hat denen auch eine Maniküre mit der Flex verpasst. Als letzte kamen dann die anderen Ochsenfest-Tiere dran, Ottilie nebst Kalb und Olga, die jetzt alle gelangweilt im Stall auf Freitag warten müssen.
Bis die Tage,
Euer Tim-.

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Nr. 17 vom 4. Juli 2003: Das Ochsenfest

 

Hallo und Tach auch!
Was wäre eine Ankündigung, dass Astrid mit ihren Rindviechern auf’s Ochsenfest fährt, wenn ich nicht nachher drüber berichte?!? Also, los geht’s:
Der Tag begann für Astrid um 5.30 Uhr damit, den Tieren im Stall Frühstück zu geben, denn mit leerem Magen reist es sich nicht gut. Um 6 Uhr trafen dann auch Mathes, Angela, Martina und ich ein. Wir warteten ein wenig und halfterten die Kühe Olga und Ottilie mit ihrem Kalb Otavi auf. Ivo wurde auch schon mal ein Strick durch den Nasenring gezogen. Als Ivos Besitzer, Herr Oswald, ankam, konnten wir mit dem Verladen beginnen (was eigentlich ganz reibungslos klappte) und nach Wetzlar starten. 
Dort angekommen wurden Ivo und Ottilie mit Kalb je in ein Gatter gesteckt und Olga bei den einzelnen Kühen angebunden. Etwa 20 Tiere vom Roten Höhenvieh waren da, und es gackerte, wieherte, mähte und muhte an allen Ecken, denn es waren noch andere Rinder, außerdem Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Enten und Kaninchen da. Auch die Chefin meines Praktikumsbetriebes war mit einer Holstein-Friesian und mit Christian und dessen Braunvieh „Evita“ da. Welche Plätze die beiden bei der Prämierung gemacht haben habe ich leider nicht mitbekommen. 
Es war alles ein wenig durcheinander, weil die Schauleitung ständig die Reihenfolge für die Bewertung der Gruppen änderte. Olga war das Angebunden-sein auch nicht gewöhnt und etwas unruhig. Als wir sie putzten blieb sie stehen, aber danach latschte sie mir auf den Fuß (zum Glück auf den ganzen Fuß und nicht nur auf eine Zehe – das wäre etwas unangenehm geworden....). Erstmal waren die drei Höhenvieh-Bullen dran. Da war einer dabei, der erst noch ein richtiger Bulle werden wollte und ein anderer war ein bisschen klein geraten – also keine Konkurrenz für „unseren“ Ivo: Erster Preis unter den Bullen! 
Olga war schon an am Anbindebalken der Star, denn sie stand vorne und wurde von den kommenden Leuten zuerst gesehen. „Ist die süß!“ – „Guck mal, was der Hörner hat.“ – „Kann man die auch streicheln?“ – bekam man da aus dem Publikum zu hören. 
Nach ein bisschen weiterem Warten sollten die Kühe und Kühe mit Kälbern sich dann vor dem Ring versammeln. Mathes durfte sich mit dem Kalb abkämpfen, Astrid führte Ottilie und ich Olga, die wie die anderen beiden auch nicht sehr ruhig war. Dann ging es los und ein gutes Duzend Kühe, teilweise mit Kälbchen, wurde im Ring rundgeführt und von viel Publikum und vom Preisrichter begutachtet. Dann sagte er zu mir, ich solle die Kuh in die Mitte stellen, die anderen wurden dann neben Olga aufgereiht. Der Richter erzählte zunächst über die Rasse und ich war so damit beschäftigt, die Kuh im Stillstand zu halten (und dann sollte ich für ein Foto noch auf die andere Seite gehen, wodurch dieses Vieh wieder unruhig wurde), dass ich gar nicht merkte, als der Preisrichter über Olgas Körperbau erzählte. Und nicht nur das – Olga hatte den ersten Preis gewonnen!! Ihre Zwillingsschwester Ottilie wurde nicht so gut bewertet, weil ihr Euter durch Entzündungen leider etwas lädiert ist (aber sie gibt noch Milch und kann ein Kalb aufziehen). Nach den Mühen mit den Kühen gingen wir erstmal Mittagessen. Weil es regnete stellten wir uns unter und verpassten die Siegerehrung.... Naja, aber zum Glück ist ein anderer Züchter mit Olga in den Ring gegangen und hat die Ehrenplakette vom Landwirtschaftsminister Dietzel für uns entgegengenommen.
Um die Mittagszeit war dann alles in Aufbruchstimmung aber wir warteten den Stau ab, abgesehen davon mussten manche Wagen mit einem Schlepper gezogen werden wenn sie sich auf der matschigen Wiese festgefahren hatten. Von Ivo mussten wir uns verabschieden, er muß sine „Pflicht“ jetzt auf einem anderen Hof erfüllen. Im März gibt es dann in Krofdorf sicher mehrere kleine Ivos oder Ivolinen... 
Wir kamen dann wohlbehalten auf dem Hof an, machten noch ein Foto von unserem Star und der stolzen Astrid und ließen die Tiere wieder auf die Wiese.

Die Herde wurde übrigens gestern umgestellt – und Laura, die freche, lief wiedermal raus und rein (ich dachte sie hätte sich das abgewöhnt). Astrid und Co. standen dabei: „Sie geht raus!” – „Sie ist wieder drin.“ – „Sie geht raus, oh, jetzt hat sie eine gewischt bekommen... und geht ni... geht wieder rein.“ usw. 

Nun Euch ein schönes Wochenende!
Tim-.

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Nr. 18 vom 18. Juli 2003:  Auch das passiert
 

Auch das passiert 1: War heute an der Weide vom Roten Höhenvieh an der Krokel in Krofdorf. Abgesehen davon dass alles in Ordnung war, ist plötzlich ein Ast von einem Obstbaum heruntergekracht. Beim ersten Knirschen dachte ich noch, dass es Othello wäre, der sich gerade in der Hecke an einem Stamm kratzte, aber dann kam ein zweites Geräusch und ich hörte, dass es von wo anders herkam. Die Rinder haben das natürlich sofort mitbekommen und sind hingerannt. Hmm... lecker, frisches Laub! Das andere erreichbare Laub an den Obstbäumen haben sie ja schon abgefressen, weil das Gras auf der Fläche nicht so ganz so saftig ist, da kam denen der Ast gerade recht!

Auch das passiert 2: In Krumbach hat neulich ein Blitz in ein Weidezaungerät eingeschlagen. Das Ding ist natürlich in hundert Teile zersprungen, der Stromzaun auf 30 Metern Länge weggeglüht. Teilweise hat er sich in die Isolatoren eingebrannt und die Eichenpfähle sind der Länge nach in der Mitte auseinander gesprungen. Dinger gibt’s!

Auch das gibt es: Eine Kuh-Putzmaschine („Happy Cow“, siehe oben). Bin neulich auf diese rotierende Bürste angesprochen worden, die in den meisten Kuhställen vorhanden ist. Das Gerät sieht so ähnlich aus wie eine Bürste in der Autowaschanlage, ist aber kleiner und mit harten Borsten. Die Kuh, die sich mal bürsten lassen will braucht die nur von unten mal anzurempeln und schaltet die Bürste damit an. Die Bürste wirkt sich sehr auf das Wohlbefinden der Tiere und damit auch günstig auf die Milchleistung aus. Vor allem aber sind Ektoparasiten (also so kleine Tierchen die im Fell und auf der Haut rumkrabbeln: Flöhe, Haarlinge usw.) bei Kühen die Zugang zu einem Happy Cow haben deutlich weniger vorhanden. Das fällt besonders in Milchviehställen auf: Die Kühe werden ja etwa 2 Monate vor der Kalbung nicht mehr gemolken und daher von den anderen separiert (sie „stehen trocken“). Meistens haben die Trockensteher es nicht so komfortabel wie die milchgebenden Kühe, folglich auch keine Bürste. Und schon bald sieht man Stellen, an denen das Fell lichter wird und die Tiere versuchen sich überall zu kratzen. Haben sie dann gekalbt und kommen wieder in den Stall sind diese Erscheinungen nach wenigen Tagen verschwunden.

Darum heißt das so: Der Wetzlarer Tageszeitung konnte ich folgende Erklärung für den Namen Ochsenfest (obwohl ein Bulle der „Urheber“ war) und für „osselich“ (auf Platt, ochselig auf – na ja – „hochdeutsch“) entnehmen. Im Oberhessischen Sprachgebrauch waren die eher norddeutschen Begriffe Bulle und Stier kaum bekannt. Man unterschied die männlichen Rinder als Reitochs und Fahrochs. Letzterer war kastriert, also Ochse im eigentlichen Sinne, und diente auch als Arbeitstier. Der Reitochs, der bei willigen Kühen für Nachwuchs sorgen sollte, diese also ritt war ein richtiger Bulle. Deshalb heißt das Ochsenfest Ochsenfest und paarungsbereite Kühe sind osselich.

„Draußen“ passiert das: Der eine oder andere von Euch hat ja schon gemerkt, dass wieder die Mähdrescher durch Welt fahren. Wenn das Wetter entsprechend ist, gilt es für die Bauern natürlich loszulegen und zu ernten was das Zeug hält. Im Moment (wenn nicht schon alles ab ist) sind Weizen, Wintergerste und Raps fällig. Als Autofahrer ist man oft genervt, wenn diese langsamen Maschinen vor einem her tuckern, aber man sollte immer dran denken: Hier werden unsere Lebensmittel produziert! Die Bauern machen das ja nicht, um die Autofahrer zu ärgern sondern um ebensolche und andere Menschen zu ernähren. Also, nehmt es bitte gelassen und habt Verständnis...
Die jetzige Ernte auch der Beginn der Versteppung unserer Landschaft, wo nach und nach alles abgemäht wird und es kaum noch hohes Gras oder Feldfrüchte gibt, in denen man sich als Hase oder ähnliches verstecken könnte. Bald sind auch die anderen Früchte dran, wobei der Mais (in Oberhessen eigentlich nur als Futtermais für’s Silo angebaut) noch etwas länger stehen bleibt. Aber in unserer reichhaltigen Kulturlandschaft gibt es genug Hecken und Saumstrukturen, in die sich die Tierwelt verziehen kann so es denn nötig ist.

Und das auch noch: Seit letzter Woche produzieren meine Eltern Solarstrom. Nachdem das Dach neu gedeckt wurde, wurde eine Anlage mit 3,6 kW Leistung installiert und kurz darauf angeschlossen. 

Schönes Wochenende, Tim-.
 
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Nr. 19 vom 30. Juni 2003: Sommer - Sonne - Badesee
 

Am vergangenen Montag war es soweit: Die beiden auserwählten Kühe und ihre Kälber wurden in das Naturschutzgebiet Lahnaue bei Heuchelheim gebracht. Den Elektrozaun im Teilbereich der NSG-Kernzone (die ansonsten tabu ist!) war schon gesteckt. Am Nachmittag fanden Astrid, Mathes, Birgit und ich uns am Hof ein, wo den Tieren erst mal Halfter aufgezogen werden mussten. Im Stall sind sie ja dank der guten Fütterung und Hätschelei von Martina schon etwas zutraulicher geworden. Die Kühe ließen sich das gefallen, während für die Kälber schon etwas mehr „Überredungskunst“ nötig war. Will heißen, dass unser starker Mathes die Viecher gepackt und mit dem Hintern in die Ecke gesetzt hat, um das Halfter aufzuziehen. Ich hatte ähnliches kurz vorher versucht, aber das 4 Monate alt Tierchen hat mich umgeworfen und ist wieder weggelaufen. Danach hatten wir sie an sich auch ganz schnell in die Hänger geladen und los ging’s. In der Lahnaue wurde erst mal penibel der Zaun kontrolliert und die Tick-Geräte aufgestellt.  Ein kurzes Zaunstück auf einer Landzunge zwischen zwei Auskiesungsflächen soll verhindern, dass die Tiere im Rest des NSG rumlaufen. Astrid rief ihre Tiere auf dem Weg dahin, um ihnen auch eine Stelle zu zeigen, an der sie gut zum Trinken ans Wasser können. Was machen die vier Roten aber? Platsch, platsch, gleich bis zum Knie ins Wasser und Astrid denkt: Die laufen aber weit rein! Da wollte sie ihren Zaun lieber noch verlängern. So weit es die Gummistiefel damals her gaben stand der ja schon im Wasser. Also ist sie mit Hose und alten Schuhen in Ermangelung einer Basehose bis zum Oberschenkel ins Wasser gegangen. Aber kurz hinter dem letzten Pfosten ging es sowieso sehr steil abwärts, dadurch wurde der Zaun nicht so besonders viel länger. Die werden schon nicht auf die andere Seite laufen oder schwimmen – es war sicher nur die erste Neugier, weil bisher kam ja immer nur so eine kleine Wasserpfütze aus dem Fass oder einem Eimer...  Mit Pferden wär’ das nicht passiert: „Die scheuen und gucken erst mal vorsichtig, was da los ist,“ erklärte Astrid. 
Mal sehen ob die vier klar kommen, denn sie sind jung und waren nie besonders ranghoch in der Herde. Jetzt müssen sie sich ohne Chefin mit einer völlig unbekannten Umgebung abfinden....

Der Rest der Herde, der noch in Krofdorf ist, zog in den letzten Wochen wieder an der „Krokel“, sprich am Waldrand nördlich von Krofdorf entlang. Zu erwähnen ist vielleicht, dass am Freitag morgen nur eine Clique aus Frieda, Klara, Lotte und Laura im dichten Nebel auf der Koppel stand. Die „O-Kühe“ waren unterwegs – am Weg war der Zaun beschädigt. Ob die Kühe den selbst auseinandergepflückt haben, oder ob nachts ein Reh o.ä. reingerannt ist wissen wir nicht. Jedenfalls standen die anderen Tiere auf der anderen Straßenseite im Tal und statteten zwei Pferden einen Besuch ab. Trotz allem gab es abends eine Belohnung in Form einer frischen Weide...

Was macht die Faszination an Rindviechern aus? Zum einen ist es sicherlich die Ruhe, die ausstrahlen können, sowohl auf der Weide als auch in einem Milchviehstall kann man diese finden. Am Golden-Oldies-Samstag um die Mittagszeit lagen alle 10 Tiere in der Sonne. Teilweise schliefen sie oder kauten wieder. Kein Laut (abgesehen von einem gelegentlichen Schnauben) und keine hektische Bewegung (abgesehen vom Wackeln der Ohren oder Schlagen eines Schwanzes um die Fliegen zu verscheuchen) trübte diese Gemütlichkeit. Man hätte sich glatt dazulegen können. 
Zum andern macht der Umgang mit den Tieren auch dann Spaß wenn etwas mehr „Action“ angesagt ist. Vor allem in der letzten Zeit sind sie wie aus dem Häuschen, wenn jemand kommt, der beispielsweise das Wasserfass kontrollieren will, oder die Herde umgestellt wird. Dann rennt selbst manche alte Kuh mit senkrecht aufgestelltem Schwanz über die Wiese und wirft die Beine in die Luft wie ein übermütiges Kälbchen.
Und wer sich noch intensiver mit bestimmten Kühen befasst lernt schnell die unterschiedlichen Charaktere kennen, die die Tiere haben. Vor allem geht das natürlich wenn die Tiere halbwegs handzahm sind und man sie auch mal streicheln kann – das haben sie besonders gerne an Stellen, die sie selbst nicht oder nur schwer erreichen (wie der Hinterkopf hinter den Hörnern).

In diesem Sinne, noch eine schöne Woche wünscht
euern Tim-.
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Nr. 20 vom 8. August 2003: Sommerhitze und Maisacker zum Selbstbedienen
 

Hallöchen,
seit Montag mache ich wieder Praktikum auf dem Milchviehbetrieb. Nicht nur das Pflanzenwachstum (in Folge auch die Ernteerträge) leiden unter der großen Trockenheit und Hitze – auch beim Vieh macht sich letztere durchaus bemerkbar. Wenn man bedenkt, dass eine Kuh für einen Liter Milch etwa 500 Liter Blut durch den Euter pumpen muss, macht das für 30 Liter 15.000 Liter Blut und damit auch eine große Wärmemenge, die die Kuh ja loswerden will. Nicht umsonst sind in den alten Schwarzwaldhäusern die Ställe unter den Wohnräumen. Aber bei dieser Hitze können sie sich nicht so gut abkühlen und die Milchleistung lässt spürbar nach. Außerdem fressen sie nicht mehr so viel wie sonst von ihrer Mischration und Anfang der Woche war das Kraftfutter, was jede Kuh über einen Automaten zugeteilt bekommt etwas knapp. Beides tut auch seinen Beitrag zur schlechteren Leistung. Um wenigstens ein bisschen Linderung zu verschaffen, steht ein Ventilator mit etwa 1,5 Meter Durchmesser auf dem einem Futtertisch und macht Wind. Sogar im Melkstand ist ein Gebläse montiert worden – das aber um uns Menschen ein bisschen Frischluft zu verschaffen.
In der größten Mittagshitze wird nicht viel gearbeitet, wenn es nichts wichtiges zu tun gibt. Die Ernte ist quasi abgeschlossen, dafür mussten am Montag und Dienstag noch Strohballen auf der Tenne eingelagert werden. Pavel hat die Ballen mit dem großen Frontlader hochgehoben und auf der Tenne werden sie mit einem kleinen Gabelstapler „eingeräumt“. Der Auszubildende hat nach einem Tag die Segel gestrichen – Stauballergie! Den Rest habe ich dann gefahren. Es war zwar schon sehr staubig und heiß, aber zum Glück ist Gabelstaplerfahren nicht so besonders anstrengend. 
Was es noch zu bemerken gibt ist, dass in den letzten Tagen mehrere türkische Familien da waren und nach Mais gefragt haben. Es ist ja schon mal gut, dass sie vorher fragen, ob sie Mais pflücken dürfen und hinterher wiederkommen und die Säcke bezahlen. Aber es ist eine zweischneidige Sache: Nicht alle sind so ehrlich und zeigen alle Säcke vor, die sie voll gemacht haben und manche lassen auch die Kolben, die schon zu hart sind am Feld liegen oder knicken ganze Pflanzen um und machen so viel Schweinerei. Und in so einem trockenen Jahr kommt es quasi auf jede Pflanze an (Wenn es so weitergeht, ist der Mais in zwei-drei Wochen dürr und kann ins Silo gefahren werden; viele andere Bauern sind ja noch viel schlechter dran, so dass die Bauernverbände schon Grundfutterbörsen eingerichtet haben). Man könnte die Leute natürlich auch wieder wegschicken oder denen mehr Geld abnehmen, aber dann klauen sie vielleicht Mais oder fragen im nächsten Jahr überhaupt nicht mehr nach. 
Heute hat es dann endlich geregnet. In Kinzenbach zwar nicht besonders viel, aber in Krumbach und im „Hinnerlaand“ tobt das Unwetter viel schlimmer. Äste sind herabgefallen, es hagelte, die Straßen waren überflutet und in Krumbach wurde die obere Lage Strohballen von einem Hänger runtergepustet!
Wünsche ein kühles Wochenende,
Euern Tim-.
 

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Version 3 - Frühjahr 2008

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