Kuh-Geschichten

 
 

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Nr. 1  vom 08. Februar 2002:
 

Ich will mal ein bißchen was von der ersten Praktikumswoche erzählen, die ich nun schon überstanden habe.

So ein Tag auf dem Hof nimmt einen ja sehr in Anspruch, aber es macht Spaß. Um 7 wird das erste Mal gemolken, das dauert so ungefähr zwei Stunden. Danach füttere ich das oder die Kälbchen, die noch aus dem Eimer bzw. der Flasche Biestmilch bekommen, das jüngste ist am Mittwoch nachmittag gekommen - Eigentlich wollten wir vor Mittag ein paar von den trocken stehenden Kühen aus der großen Gruppe aussondern, die bald kalben sollten, aber das ist irgendwie untergegangenen. Auf einmal war da halt ein Kälbchen mittendrin. Aber die nächsten drei haben wir jetzt separiert, mal sehen wann es soweit ist. Das weis der Bauer nicht so 100prozentig genau, weil die nicht besamt werden, sondern ein Bulle mit im Boxenlaufstall ist. 
Naja, so nach dem Frühstück werden die Jungrinder und die Kühe gefüttert, über den Tag fällt so verschiedenes (Kraftfutter verteilen, bei den trockenen neues Stroh verteilen, usw.) an, daneben auch Winterarbeiten wie die Messer vom Silagewagen schleifen. Mittags kriegen die Kälbchen auch wieder Milch. Um kurz 17.30 wird dann das zweite mal gemolken und die Kälbchen gefüttert. Die Milch muß übrigens im Topf 42°C haben, damit sie im Eimer dann die richtige Temperatur hat.
Und der Viehcomputer mit der Tiererkennung ist auch ne feine Sache. Bei den Kühen kann man neben der Milchleistung noch andere Sachen überwachen. Manche werden zum Beispiel nur an drei Strichen gemolken, das sagt einem der Melkstand dann, oder das Geschirr muß nachher ausgespült werden, weil die Kuh zu Euterentzündungen neigt. Am Kraftfutterautomaten bekommt jedes Tier seine Portion, wenn es die nicht abgerufen hat, dann meldet der Computer das auch, genauso wenn sie bei einem Melken mal unter ihrem Schnitt ist. Man kann auch abrufen, wann sie zuletzt gekalbt hat, wann sie wieder brünstig oder besamt worden ist. Bei den Kälbern ist es ähnlich, die bekommen ihre Milch von einem Automaten angerührt.
Nach dem Melken ist dann an sich Feierabend, Zuhause habe ich dann wenn ich Essen und Duschen abziehe 30-45 Min bis ich ins Bett muss. Kühe sind ne feine Sache, jede hat ne  andere Persönlichkeit. Es werden im Moment 93 Kühe gemolken, ca. 20 stehen trocken. Die Bauersleute kennen die meisten mit Namen und Nummer. [nach oben]

 

Nr. 2 vom 14. Februar 2002:

Wie ich’s mir dachte kamen am Dienstag während ich in Mannheim die John Deere Werke besichtigt habe Kälber. Einmal Zwillinge (M+W), das w. davon ein Winzling! Das dritte war ein Riesenbaby! Am lautesten war der Winzling, die hat die ganzen Tage gemuht, auch wenn sie anfangs nicht so trinken wollte. Der Mittlere hat zwar ganz gut angefangen aber später nicht mehr so. Und der Riese ist voll der Randalierer geworden. Die Zwillingskälber haben wir am Donnerstag verkauft (zu einem mehr als guten Preis). Da hat einer eine Ammenkuhherde und ein Kalb ist gestorben und die Milch muß ja getrunken werden...
Dafür ist in der Nacht zum Donnerstag ein neues Kalb gekommen, das lag morgens außerhalb vom Pferch, so munter war es schon. Die Biestmilch von der Mutter war dunkelrot, mittlerweile ist sie etwas heller. Das liegt daran, daß beim Pressen im Euter Äderchen gep
latzt sind und das Blut mit in die Milch läuft. Anfangs wollte es nicht so trinken, aber seit gestern abend geht es mit etwas "Überredungskunst" ganz gut. Wenn ich bei dem in der Box stehe oder daneben dann randaliert der Riese weiter, auch wenn er schon bekommen hat.... Entweder schubst er mich an als wolle er an meinem Kittel trinken (genauso wie die Kälber die vom Freilaufstall ihre Zungen über die Krippe strecken) oder er sieht über die Wand und leckt mir fast übers Gesicht.
 Am Freitag haben wir bei zwei Kühen die Klauen nachgeschnitten, gestern lag nichts "besonderes" an. Ich habe nur einen Schlepper etwas saubergemacht weil der am Montag in die Werkstatt muß und bin  mit dem "aale Deutz" gefahren und hab zum ersten Mal mit dem Frontlader an der alten Maschine hantiert. [nach oben]
 

Nr. 3 vom 24. Februar 2002
 

Liebe Zuschauer, wir freuen uns, ihnen heute die nächste Folge unserer spannenden Serie "Der Praktikant und das liebe Vieh" präsentieren zu können. Heute: "Fast hätt ich mir in de Bobbes gebisse"

Der Freitag begann wie jeder andere Arbeitstag auf dem Bauernhof auch. Beim morgendlichen Melken waren der Chef, der Pole und der Praktikant anwesend. Es ging bereits auf neun Uhr zu, und der Pole trieb die letzte Gruppe Kühe in den Melkstand, als gerade der hofeigene Obba hereinrief: " Do hianne gebts e Kalb! Do muß e mol ahner komme und mer zeihe helfe." Der Chef nahms gelassen, das müßte doch jetzt net sein, die Kuh könnte das doch auch allein. Naja, er ist dann doch raus, der Pole machte noch die letzten Liegeboxen sauber, also mußte der Praktikant im Melkstand bleiben um die letzten vier Kühe dann abzuhängen, wenn sie endlich so weit waren. "Macht doch hin, ihr Viecher, werdet leer, damit ich noch zugucken kann! Da kommt schonmal ein Kalb während ich da bin und dann hab ich keine Zeit....ich könnt mir doch grad in de Bobbes beise." Leider wurden die Kühe nicht rechtzeitig fertig. Denn kaum war die letzte von der Maschine abgehängt, da kamen Chef und Obba auch schon zurück. 
Nach dem Frühstück fuhren der Chef und der Pole nach Gießen. der Obba trieb
sich in der Maschinenhalle rum und hängte ein Waschbecken auf. Auf dem Weg von der Holzhalle zum Jungviehstall kam der Praktikant an den trockenstehenden Kühen vorbei und sein Blick fiel auf die einzige Rotbunte Kuh, die auf der Seite lag. Da guckten hinten zwei Klauenfüße raus... Aufgeregt lief er in die Maschinen halle "Es kommt noch ein Kalb!" rief er. "Is de Kopp schon da?" fragte der Obba zurück. "Nein" - "Ei wenn de Kopp rausguckt rufste mich, dann hole mers"Der Praktikant lief in die Küche, holte seinen Fotoapparat und sagte der Oma, daß noch ein Kalb käme. Wieder bei den Kühen sah er, daß die Nase schon draußen war. So kam es dann, daß er an diesem Tag doch noch die Geburt eines Kälbchens beobachten konnte - mehr noch: Der Praktikant leistete sogar "Geburtshilfe" beim rausziehen am Strick und beim Desinfizieren des Nabels des Bullenkalbes. 
Am Nachmittag wurden die beiden Kühe dann aus der Gruppe rausgeholt und in den Abkalbestall getrieben, was sich als ein schwieriges Unterfangen entwickelte. Denn es liefen zwei weitere Kühe aus dem Pferch, die wieder zurückgetrieben werden mußten, aber die anderen beiden sollten ja draußen bleiben. Aber dank der zahlreichen Helfer war auch diese Hürde bald genommen.
- Fortsetzung folgt sicherlich -
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Nr. 4 vom 1. März 2002:
 

War das ein Tag... zwar nicht Freitag der 13., aber die zahlen 1 und 3 kamen ja auch im Datum vor.
Beim Kühe in den Melkstand treiben erstmal festgestellt, daß die Christine, die vor einigen Tagen gekalbt hatte in der Nacht wieder hinten weggekrätscht ist. Die hatte nach der Geburt die Bänder überdehnt und krätschte ständig, so hat sie dann eine Fußfessel bekommen. Gestern morgen haben wir die wieder abgemacht, weil wir dachten sie wäre wieder fit. Naja, da lag sie nun und war nicht zum Aufstehen zu bewegen.
Nachdem ich die zweite Kuh an die Maschine gehängt hatte, rief mich der Chef, zum Kalb rausziehen. Die Kuh hatte wohl schon länger ge
kämpft, denn das Stroh war wegegstrampelt und die Zunge von dem Kalb schon ganz geschwollen. Nachdem wir den Kopf ganz draußen hatten, machte es dann Flutsch und der kleine Bulle lag da. Tatsächlich noch lebend. Mit den letzten Kühen an im Melkstand kam endlich der Tierarzt. Wir haben Christine erstmal Fufesseln verpaßt und sie dann geschoben und geschubst bis sie vor die Stalltür gekrochen war. Von dort konnten wir sie dann mit Beckenklammer und Frontlader hochheben und in den Abkalbestall fahren. 
Wenigstens hat sie gefressen und gesoffen und versucht immer wieder aufzustehen. Während die andere Kuh genauso matt ist wie ihr Kalb. Sie liegt wohl auch im Moment noch fest durch den Calciummangel. Die will nicht mal aufstehen, da half auch das hinstellen mit der Beckenklammer nichts. Ihr Kalb will nicht saufen und kommt ebenfalls nicht auf die Füße, scheinbar hat es in den entscheidenden Momenten zu wenig Sauerstoff bekommen und damit einen Dachschaden. Mal sehen, ob es den Samstag noch erlebt... Für die Kühe hoffe ich jedenfalls, daß die wieder auf die Füße kommen, realistisch gesehen macht es nichts wenn das Bullenkalb seinen Löffel wieder hinlegt.
Und die anderen drei Kälber in den Einzelboxen haben auch so ihre Mallässen... Das Bullenkalb von der Christine säuft mittlerweile ohne Probleme aus dem Eimer, während seine zwei Stunden ältere Kollegin sich dafür wohl zu fein ist, die schnallt einfach nicht, woher die Milch kommt. Ich kam mit den Fingern zu weit in ihr Maul, als ich sie zum Nuckel bugsieren wollte, da hat sie mir voll auf den Mittelfinger gebissen. der kleine Bulle von gestern will auch nicht so saufen, aber immerhin schluckt er mehr als der von heute morgen...

Mal sehen, was der nächste Tag auf dem Hof bringt...

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Nr. 5 vom 8. März 2002:
 

Hallöchen und Tach auch!

Und wieder geht eine mehr oder weniger ereignisreiche Woche auf dem Hof in Kinzenbach zu Ende...
Tja mit den beiden kränkelnden Kühen is
t es so gewesen, daß die schöne Rotbunte eingeschläfert werden mußte. Sie wollte unbedingt aufstehen aber konnte nicht mehr, da sie sich bei ihrer Aus-Krätscherei einen Muskelriss zugezogen hat. Und ne Kuh die net stehen kann, kann man Melktechnisch leider nicht gebrauchen. (Wenn man mit den Tieren sein Geld verdienen muß, ist es nunmal so, daß nur die dableiben können, die ihre Leistung bringen. Ein Formel1-Fahrer würde ja auch nicht mit einem kaputten Auto fahren wollen oder können). Die andere, die wegen Calciummangels nach der Geburt festlag erholt sich. Mittlerweile steht sie auch wieder alleine und freiwillig auf, Anfang der Woche wollte sie nur nicht und war auf dem rechten Hinterbein etwas schwach. Am Mittwoch war der Tierarzt wieder da um nachzusehen. Er wollte sie dann auftreiben mit seinem kleinen Elektrodings, aber sie hat nur rumgestrampelt und ist liegengeblieben. Dann ist er raus mit seinen Studentinnen das Medikament raussuchen. Ich habe dann der Kuh einfach mal mit einem Klaps gesagt, daß sie doch mal aufstehen soll... und siehe da - der Tierarzt hat natürlich nicht schlecht gestaunt... Das Bullenkalb von der Kuh ist urplötzlich total fit und kann auch stehen.
Der Senior ist son Spezialist... habe am Dienstag und Mittwoch Bäume mit ihm gepflanzt... was der da eine Wissenschaft draus gemacht hat! Und da der Chef nachmittags auch nicht da war, war den ganzen Tag keine Socke da, um beim Vieh nach dem Futter zu sehen. Heute nachmittag hat er dann auf einmal festgestellt, daß die Kälber nix mehr im Trog haben und hat mir gesagt, daß man 3-4 mal am Tag nach dem Futter sehen muß, ob alle Tiere was haben.... das paßt doch nicht zusammen, oder?
Heute habe wir dann den "neuen" Viehanhänger eingeweiht, leider mit einer eher weniger erfreulichen  Fahrt. Ein unfruchtbares Rind aus einer Zwillingsgeburt zum Metzger im Dorf. Is ja net so schlimm. Ich bin schon nicht mit reingegangen, habe aber durch die halboffene Tür den Bolzenschuss gehört und habe dann das Blut fließen sehen. Das ging ja noch. Aber daß das fastkopflose Viech fing dann an zu zappeln, igitt! Von Hühnern wußte ich das ja, aber ich hab mir nie Gedanken gemacht, daß son Rind auch zuckt. Bäh. (PS: Das Fleisch aus der "Extensiv-Mast" hat sehr gut geschmeckt)
Beim Kiwi- und Rebenpflanzen heute nachmittag hab ich dann noch einen Trupp Kraniche gesehen.
So, morgen noch mal und dann erstmal freies Wochenende (hab aber viel zu tun...bleibt viel liegen bei so langen Arbeitstagen außer Haus)!

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