Interessengemeinschaft Rotes Höhenvieh Wettenberg e. V.

   
 

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Rote - Rinder - Rundweg

Wir kann man das Wissen um die Rasse, um Rinderhaltung und um ihre Wirkung auf Natur und Landschaft noch für Interessierte zugänglich machen? Diese Fragen stellen wir uns häufig und so gedieh zuletzt eine Idee, einen Lehrpfad aufzubauen. Die Vorlage lieferten dafür Tafeln, die wir sonst auf Ausstellungen und Tierschauen (z. B. Hessentag) mitnehmen. Im Rahmen unserer Teilnahme an der Hörfunksendung "Mein Verein in HR4" am 22.9.2013 wurde es dann ernst und der Aufbau eines Lehrpfades wurde uns als 48-Stunden-Aufgabe gestellt.

Da man auf einer solchen Tafel entlang eines Spazierweges wenig Platz für Informationen hat, erfahren Sie hier mehr:

Streckenführung - Tafel 1 - Tafel 2 - Tafel 3 - Tafel 4 - Tafel 5 - Tafel 6 - Tafel 7 (Rätsel) - Dankeschön!

 

Die Streckenführung

Unseren Lehrpfad finden sie am Südwesthang des Gleibergs unterhalb der Burg. Zu erreichen ist er am besten über den kleinen Parkplatz gegenüber dem Spielplatz an der Burgstraße (Adresse für Navis: 35435 Wettenberg, Burgstraße, Ecke Torstraße). Von hier gehen Sie ein Stück die Burgstraße bergab und biegen dann rechts ab in die Straße Pfortgärten. Dieser bis zum Ende folgen und dann stehen Sie am Hainweg vor der ersten Tafel.


Der Rundweg ist ca. 1,2 km lang und endet etwas oberhalb des Parkplatzes am Gemeinschaftshaus Gleiberg. Er führt aber auch über unbefestigte Wege, so dass ein Begehen mit Kinderwagen o. a. zumindest nicht in allen Jahreszeiten und nicht zu allen Witterungsbedingungen zu empfehlen ist.

Je nach dem Verlauf der Weidesaison sind auf einzelnen Flächen entlang des Weges auch Rinder des Roten Höhenviehs zu sehen. Die blauen Punkte in der Karte markieren die Weiden in der Nähe.

 

Kartengrundlage: © OpenStreetMap-Mitwirkende

Die Route ist zusätzlich mit diesem Symbol markiert.

Vuuhelsberger Ruure

Das Rote Höhenvieh (Vuuhelsberger Ruure) ist eine mittelgroße, einfarbig rote Rinderrasse. Weiße Schwanzquasten und helle Nasen sind weitere Rassemerkmale. Die Hörner sind hell und haben markante schwarze Spitzen. Die roten Rinder wurden bereits von den Kelten gehalten. Ihre geringe Größe und das freundliche Wesen ermöglichten früher die Haltung in engen Stallungen. Das dichte Fell und eine geringe Körperoberfläche lassen aber auch eine ganzjährige Freilandhaltung zu. Mit den festen, schwarzen Klauen sind sie selbst in schwierigem Gelände sicher unterwegs. Gesundheit, Fruchtbarkeit, gute Milchleistung und eine hervorragende Fleischqualität sind weitere Merkmale der Roten.

Die Rasse galt schon beinahe als ausgestorben, als Mitte der 80er Jahre das Sperma eines letzten Deckbullen - Uwe R 12 - wieder entdeckt wurde. Die Besamung geeigneter weiblicher Tiere sorgte für den Fortbestand der nunmehr einzigen aus Hessen stammenden Rinderrasse. In unserem Bundesland gibt es mittlerweile ca. 200, bundesweit ca. 1500 so genannte Herdbuch-Tiere. Liebhaber und Vereine bemühen sich heute um Zucht, Haltung und Vermarktung des Roten Höhenviehs.

Früher waren die Tiere nach der Region benannt, in der sie gehalten wurden – z. B. Vogelsberger oder Harzer Rotvieh. Die nun verbliebenen Exemplare werden heute unter der Bezeichnung Rotes Höhenvieh zusammengefasst.

 

Verwendungszwecke und Arbeiten mit dem Rind

Ein klassisches Dreinutzungsrind - wie z. B. das Rote Höhenvieh - hat nicht nur ein herausragendes Leistungsmerkmal sondern gleich drei. Es liefert Milch, Fleisch und leistet Spann- und Fahrdienste. Im Gegensatz zu Zweinutzungsrassen sind sie relativ selten und häufig vom Aussterben bedroht. Denn mit den einseitigen Zuchtzielen von Rindern kam das Dreinutzungsrind aus der Mode.

Milchrassen (z.B. Holstein, Jersey) dienen der Produktion von Milch. Die Milchleistung ist sehr hoch, die Bemuskelung hingegen gering. Während die Kuh einer Milchrasse bis zu 12.000 Liter pro Jahr produziert, sind es etwa 4.000 Liter bei einem Dreinutzungsrind.

Reine Fleischrassen (z.B. Limousin, Angus) haben einen höheren Fleischansatz (Muskeln). Sie zeichnen sich durch schnelles Wachstum aus und können hohe Gewichte erreichen. Fleischrassen bringen 1.200 kg und mehr Lebendgewicht auf die Waage, ein Dreinutzungsrind ca. 800 kg.

Bis Ende der 60er Jahre war die Arbeit mit Rindern gang und gäbe. Bauern nutzten ihre Kühe zur täglichen Arbeit (z.B. Pflügen, Wagen ziehen). Landmaschinen lösten mit der Zeit die tierischen Helfer ab. Sie arbeiten effizienter und schneller - Rinder hingegen sind schonender für die Natur, aber heute nicht mehr wirtschaftlich. Um mit einem Rind zu arbeiten, braucht es ein Geschirr. Am gängigsten waren das Drei-Polster-Kumt und das Joch.

Das Drei-Polster-Kumt (Abb. links) verfügt über jeweils ein Polster an den Schulterblättern und ein Polster im Nacken. In der Regel ist es oben durch ein Gelenk verbunden, aber unten offen und verschließbar, da es wegen der Hörner nicht über den Kopf gestreift werden kann. Die Last liegt im Wesentlichen auf dem Widerrist, gezogen wird über die Schultern.

Das Joch (Abb. rechts) ist die älteste Form der Anspannung. Joche gibt es in verschiedenen Ausführungen - z.B. Stirnjoch, Nackenjoch, Doppeljoch, Widerristjoch. Hierzulande verwendet man meistens das Joch auf der Stirn. Das Rind zieht beim Joch über die Nackenmuskulatur.

 

 

 

 

 

 

 

Das Rind in seiner Landschaft

Die Entwicklung der Landschaft ist eng mit der Lebensweise des Menschen verbunden. Bereits vor etwa 10.000 Jahren hielten die Menschen Urformen des Rindes. Bei der Besiedlung durch den Menschen war unsere Region weitgehend von Wald bedeckt. Die Weidetiere, die die Menschen mitbrachten, bewegten sich damals noch frei. Durch Beweidung und Rodungen wurde der Wald ausgelichtet. Es entstanden Wiesen und Äcker. Erst später wurden die Weiden für die Rinder eingezäunt. Wegen der engeren Haltung musste auch für Winterfutter gesorgt werden. Laub aus dem Wald und Äste von Bäumen wurden für den Winter eingelagert. Das gezielte Mähen und Trocknen von Gras zu Heu als Winterfutter kam erst später auf.

Die Weidetiere prägen ihre Landschaft und umgekehrt

In den Niederungen (Flussauen und küstennahe Regionen) herrschen mildes Klima und gute Wachstumsbedingungen für Gräser. Die Bauern hatten es vergleichsweise leicht, Erträge auf ihren Äckern zu erzielen, da Weideflächen mit hochwertigem Futter zur Verfügung standen. Unter den Tieren gab es daher eine „Arbeitsteilung“: Pferde für die Arbeit auf dem Feld, Kühe hauptsächlich für die Milchproduktion.

Im Mittelgebirge oder in alpinen Regionen erschwerten trockene, steinige Böden und raues Klima die Arbeitsbedingungen. Die Bauern konnten sich keine reinen Zugtiere leisten. Also musste das Rind hier ein Alleskönner sein. Es wurde vor Pflug und Wagen gespannt, die Kühe sollten Milch geben und später auch geschlachtet werden (Dreinutzungsrasse). Zudem mussten sie mit kargem Futter zurechtkommen.

Das sieht man den Tieren heute noch an. Rinderrassen aus den Niederungen sind vergleichsweise groß, haben weniger Muskeln aber eine hohe Milchleistung. Rinderrassen aus dem Bergland sind stämmiger.

 

 

Die Landschaft und ihre Tiere

Vor etwa 7.000 Jahren begann sich das Landschaftsbild zu verändern. Die immer intensivere Nutzung durch Menschen drängte die Wälder weiter zurück. Die Landschaft wurde kleinteiliger aber auch vielfältiger – mit einem Mosaik aus Wiesen, Äckern, Hecken. So entstand neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die es vorher hier nicht gab. Heutzutage wird die Landschaft sehr intensiv genutzt. Das ist oft zum Nachteil für die Natur, denn es kommt zum Verlust der Artenvielfalt. Durch immer größere Flächen wird die Landschaft eintönig (z.B. Fußballplatz im Vergleich zu einem Schachbrett). Viele Tier- und Pflanzenarten kommen damit nicht zurecht. Sie verlieren ihre Lebensräume und verschwinden.

Nicht ausreichende Nutzung hat aber auch ihre Nachteile – es kommt zur Verbuschung von Flächen. Wiesen „verwildern“, Gehölze und Hecken machen sich breit. Letztendlich entsteht bei ausbleibender Nutzung Wald. Wenn keine Nutzung erfolgt, ist eine "Pflege" der Landschaft erforderlich: Da kommen unsere Rinder wieder ins Spiel – sie können die Flächen gut nutzen, indem sie sie abweiden. Somit werden das Landschaftsbild und die Artenvielfalt erhalten und ein Lebensmittel (Fleisch) geschaffen. Weil das Rote Höhenvieh so genügsam ist, kann es Flächen beweiden, die karges Futter liefern. Es ist daher für Naturschutzprojekte gut geeignet.

 

 

Aus Gras wird Milch und Fleisch

Rinder sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Gräsern und Kräutern und produzieren daraus auch noch Lebensmittel, – Milch und Fleisch. Und wie geht das?

Die Kuh rupft das Gras mit der Zunge ab. Fast ohne, zu kauen schluckt sie es runter, dann kommt es in den Pansen. Dort machen sich Mikroorganismen über den Grasbrei her. Damit das besser klappt, brauchen sie eine große Angriffsfläche, das Futter muss also klein genug gekaut sein. Deshalb wird der Futterbrei zwischen Pansen und Netzmagen hin und her bewegt. Er wird nach großen und kleinen Stückchen sortiert. Kleine Teile dürfen weiter in den Blättermagen, noch zu grobes Gras kommt wieder zurück in den Mund. Das ist das Wiederkäuen.

Das Wiederkäuen macht das Rind so lange bis der gesamte Futterbrei im Blättermagen angekommen ist. Dort wird er dann eingedickt und weiter in den Labmagen transportiert. Der Labmagen funktioniert wie der Magen des Menschen: Eiweiße und Kohlenhydrate werden verdaut. Das Unverwertbare wird danach durch den Darm geleitet und landet schließlich als Kuhfladen auf der Wiese. Übrigens kommen Wiederkäuer nur mit einem Magen auf die Welt. Die anderen Vormägen (Pansen, Netzmagen, Labmagen) entwickeln sich erst in den ersten Lebenswochen.

 

Vie(h)lfalt erhalten

Noch vor 200 Jahren hatte fast jedes Dorf seine eigene Rinderrasse, man sprach hier vom „Kirchturmschlag“. Kühe waren früher die Pferde des armen Mannes. Sie waren Arbeitstier, lieferten Milch, Fleisch, aber auch Fell, Leder, Knochen und Sehnen. Das Dreinutzungsrind war für die Landbevölkerung lebenswichtig. Mit Beginn der Industrialisierung verloren die „Allroundtalente“ aber an Bedeutung. Einseitige Zuchtziele, wie Milch und Fleisch, rückten in den Vordergrund.

Heutzutage werden nur noch wenige Rassen gehalten. Viele der weltweit rund 6.500 Nutztierrassen sind heute ausgestorben. Fast die Hälfte der übrig gebliebenen Rassen ist in ihrem Bestand gefährdet. Mit jeder verlorenen Rasse geht auch der Verlust wertvoller Eigenschaften (Genügsamkeit, Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit) einher. Und auch die Landschaft verliert eines ihrer Charaktermerkmale.

Die alten Rassen, wie zum Beispiel das Rote Höhenvieh, haben sich über lange Zeit ihrer Umgebung angepasst und können somit als Kulturgut und genetische Ressource gesehen werden. Sie produzieren vielleicht nicht so viel Milch und Fleisch wie spezielle Züchtungen, aber dies in deutlich besserer Qualität.

 

 

RRR- Rotes Rinder Rätsel

Um den "Lernerfolg" zu testen, schließt der Rundweg mit einer Rätsel-Tafel ab. Die Fragen finden Sie hier:

1. Wie viele Herdbuch-Tiere des Roten Höhenviehs gibt es in Hessen?

a) 40

b) 200

c) 1.500

2. Welche Merkmale zeichnen das Rote Höhenvieh aus?

a) Schwarz-weißes Fell, rote Nase, genetisch hornlos

b) Rotes Fell, weiße Beine, keine Schwanzquaste

c) Rotes Fell, weiße Schwanzquaste, helle Nase und helle Hörner mit schwarzen Spitzen

3. Was zeichnet eine Dreinutzungsrasse aus?

a) Milch, Fleisch und Arbeit

b) Leder, Fett und Knochen

c) Käse, Wurst und Dünger

4. Welche Anspannungsarten gibt es?

a) Volt und Ampère

b) Brustblattgeschirr und Kummet

c) Joch und Dreipolsterkumt

5. Warum musste für Winterfutter gesorgt werden?

a) Die Rinder konnten ihr Futter nicht mehr selber suchen

b) Die Bauern hatten Langeweile

c) Rinder können Eisblumen nicht verdauen

6. Wie viele Liter Blut müssen für 1 Liter Milch durch das Euter zirkulieren?

a) 25

b) 400

c) 1.500

7. Wie viele Mägen hat eine Kuh?

a) 1

b) 4

c) 8

8. Warum sind alte Rassen wichtig?

a) Damit die Archäologen etwas zu tun haben

b) Zur Freude der alten Bauern

c) Genetische Reserve und Kulturgut

 

 

 

Wir danken für die Unterstützung:

Druckerei Rosenbaum,

Volksbank Mittelhessen,

Bäckerei Seidl,

Landhaus Mehrblick,

M. Langer,

L. Schwierzeck,

S. Flach,

Fam. Dr. W. Effenberger,

Fam. Schimke,

Gemeinde Wettenberg, für die unbürokratische Erlaubnis, die Tafeln aufzustellen,

unsere Mitdenker und Baumeister,

und nicht zuletzt HR4, die uns zur Umsetzung dieser Aufgabe motivierten!

 

 

 

Haftungsausschluss

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